Neujahrsmorgen in Kyritz, Brandenburg, es ist kalt. Karin Dobbrick schiebt ihr
Fahrrad durch die Dämmerung und den Schnee. Frühschicht. Noch sind die Straßen
des kleinen Ortes in der Prignitz wie ausgestorben, der spärlich beleuchtete
Schrankenposten verschlafen und leer.
Die nächsten Stunden ist Frau Dobbrick
Herr über den Steuerkasten, zuständig für eilige Züge, einen gesicherten Übergang, reibungslosen Verkehr. Das Ticken
der Wanduhr bestimmt ihren Tag. Einmal die Stunde ein Zug aus Neustadt (Dosse) Richtung Pritzwalk und wieder
zurück. Frau Dobbrick wartet. Sie regelt die Schranke und träumt von einer Kreuzfahrt über das Meer.
Wann, das steht in den Sternen: „Wenn man ’ne Traumreise
macht, dann muss man’s auch richtig machen“,
sagt sie und lacht. Für die herzliche Frau mit dem offenen Blick ist das Warten Programm.
Seit über 35 Jahren arbeitet sie bei der Bahn. Darauf ist sie stolz. Sie ist Anfang
fünfzig, sie hat Arbeit, eine verantwortungsvolle noch dazu.
Irgendwann sicherlich wird auch ihr Schrankenposten durch ein vollautomatisches System ersetzt.
Doch noch bedient Frau Dobbrick die Schranke, eine Aufgabe, die sie sich im
Schichtwechsel mit zwei weiteren Kollegen der Prignitzer Eisenbahn teilt.
Sie gehören zu den letzten Schrankenwärtern in Deutschland.